Welche Bundesländer haben die höchsten Durchfallquoten bei der Führerscheinprüfung?
Im Jahr 2022 erreichte die Zahl der abgelegten Führerscheinprüfungen einen neuen Höchstwert: 1,76 Millionen praktische Prüfungen und 1,81 Millionen theoretische Prüfungen wurden letztes Jahr abgelegt. Gleichzeitig stieg auch die Durchfallquote – der bundesweite Durchschnitt derjenigen, die durch die theoretische Fahrprüfung fielen, lag bei 47,44 %. Bei der praktischen Prüfung lag er etwas niedriger bei 45,04 %. Auf dieser Seite untersuchen wir die Durchfallquoten rund um Führerscheinprüfungen pro Bundesland. Welche Prüfung ist schwieriger, die theoretische oder die praktische? Wo ist es am wahrscheinlichsten, die Fahrprüfung erfolgreich zu bestehen? Und wo braucht es im Durchschnitt mehr Anläufe, um den Führerschein zu bekommen?
Ein Einblick in die Durchfallquoten bei der Theorieprüfung
In Deutschland sind nur zwei Organisationen dazu befugt, Führerscheinprüfungen abzunehmen: der TÜV (Technischer Überwachungsverein) und die DEKRA (Deutscher Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein). Damit ist ein bundesweit einheitliches Bewertungsverfahren gewährleistet. Dabei sind Prüfstellen des TÜV in ganz Deutschland verteilt, während die DEKRA vor allem im Osten Deutschlands, in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, aber auch in Berlin und Brandenburg zu finden ist.
Wir haben die Zahlen des Vorjahres ausgewertet und die 5 Bundesländer mit den jeweils höchsten und den niedrigsten Durchfallquoten bei der theoretischen Führerscheinprüfung untersucht.
Die 5 Bundesländer mit der höchsten Durchfallquote bei der theoretischen Fahrprüfung
Am höchsten lag die Durchfallquote bei der Theorieprüfung laut Vorjahresdaten in Sachsen-Anhalt – fast 53 % der Fahrschüler fielen hier durch. Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern folgten dicht dahinter mit Durchfallquoten von 52,62 % bzw. 52,07 %. Auch in Rheinland-Pfalz (50,74 %) und Baden-Württemberg (50,65 %) bestand nur ca. jeder zweite Prüfling die Theorieprüfung.
Die 5 Bundesländer mit der niedrigsten Durchfallquote bei der theoretischen Fahrprüfung
Mit Abstand am besten lief es für die Deutschen bei der Theorieprüfung in Hamburg. Mit einer Durchfallquote von nur 35,69 % waren fast zwei Drittel aller Hamburger Prüfungsteilnehmer im Vorjahr erfolgreich. Auch in Schleswig-Holstein absolvierten bei einer Durchfallquote von 40,14 % etwa sechs von zehn die Theorieprüfung erfolgreich. In Hessen (42,29 %), Bremen (44,14 %), und Niedersachsen (45,33 %) lag die Durchfallquote ebenfalls besonders niedrig – über die Hälfte aller theoretischen Prüfungen wurden hier im Jahr 2022 bestanden.
Ein Einblick in die Durchfallquoten bei der praktischen Fahrprüfung
Die praktische Fahrprüfung stellt ihre eigenen Herausforderungen dar – oft lassen sich regionale Unterschiede bei den Durchfallquoten durch Faktoren wie die örtliche Verkehrsdichte und -komplexität, die jeweiligen Straßenbedingungen oder auch die unterschiedlichen Kosten für Fahrstunden erklären. Hier findest du eine Übersicht der fünf Bundesländer mit den jeweils höchsten und den niedrigsten Durchfallquoten bei der praktischen Führerscheinprüfung.
Die 5 Bundesländer mit der höchsten Durchfallquote bei der praktischen Führerscheinprüfung
Das Saarland hatte im Vorjahr mit 52,74 % die höchste Durchfallquote bei der praktischen Fahrprüfung in ganz Deutschland, dicht gefolgt von Hamburg (52,34 %). Brandenburg ist mit 50,03 % das einzige weitere Bundesland, in dem mehr als die Hälfte der Fahrschüler die praktische Prüfung nicht bestanden haben.
Brandenburgs Nachbarländer Thüringen (49,93 %) und Sachsen-Anhalt (47,98 %) gehören ebenfalls zu den fünf Bundesländern mit den höchsten Durchfallquoten Deutschlands. Jedoch liegen beide knapp unter der 50%-Marke, sodass immerhin knapp jeder Zweite im Jahr 2022 die Praxisprüfung bestand.
Thüringen und Sachsen-Anhalt sind damit die einzigen beiden Bundesländer, die laut Vorjahresdaten sowohl bei der theoretischen als auch bei der praktischen Fahrprüfung eine besonders niedrige Erfolgsquote haben. Sie waren die Bundesländer mit der höchsten Durchfallquote bei theoretischen Führerscheinprüfungen, und befanden sich ebenfalls in der Liste der Top fünf Bundesländer mit der höchsten Durchfallquote in Bezug auf den praktischen Teil der Prüfung.
Die 5 Bundesländer mit der niedrigsten Durchfallquote bei der praktischen Führerscheinprüfung
Schleswig-Holstein ist das Bundesland mit der geringsten Durchfallquote bei der praktischen Führerscheinprüfung in ganz Deutschland. Weniger als 4 von 10 Prüflingen (37,87 %) fielen hier im Jahr 2022 durch die praktische Prüfung. An zweiter Stelle steht Hessen mit einer Durchfallquote von nur 38,55 %, dicht gefolgt von Rheinland-Pfalz (40,2 %).
Mit einer ähnlich niedrigen Durchfallquote von 41,39 % schaffte Nordrhein-Westfalen es auf den vierten Platz.
Bayern belegt mit 41,78 % Platz fünf der Bundesländer mit den höchsten Erfolgsquoten bei der theoretischen und praktischen Prüfung in ganz Deutschland.
Wo ist die Durchfallquote höher – bei der theoretischen oder der praktischen Fahrprüfung?
Mit Blick auf die Differenz der Durchfallquoten zwischen theoretischen und praktischen Prüfungen haben wir uns angeschaut, welche Prüfungsform pro Bundesland die schwierigere ist. Wo scheint die Theorieprüfung schwieriger zu sein, und wo die Praxisprüfung? Und lässt sich ein bundesweiter Trend erkennen?
In den meisten Bundesländern fallen mehr Fahrschüler durch die Theorieprüfung
In der Mehrheit des Bundesgebiets, genauer gesagt in 13 von 16 Bundesländern, fallen mehr Prüflinge durch die Theorieprüfung als durch die praktische Fahrprüfung. Damit scheint klar zu sein, dass die theoretische Prüfung auf dem Weg zum Führerschein für die meisten Fahrschüler die größere Herausforderung darstellt.
In Rheinland-Pfalz ist die Differenz am größten: 10,54 % mehr Prüflinge fielen hier durch die theoretische als durch die praktische Prüfung. Auch in Baden-Württemberg (8,46 % mehr) und Bayern (8,15 % mehr) machte sich der Unterschied zwischen beiden Prüfungsformen 2022 bemerkbar.
In Berlin fielen im Vorjahr 7,27 % mehr Teilnehmer durch die theoretische Führerscheinprüfung. Allerdings zählt Berlin zu den Bundesländern, die in Sachen Durchfallquoten sowohl bei der praktischen als auch der theoretischen Prüfung klar im Mittelfeld liegen. Neben Berlin sind auch Niedersachsen und Sachsen die drei einzigen Bundesländer, die weder unter die Top 5 der besten noch der schlechtesten Quoten fallen, und somit am nächsten am bundesweiten Durchschnitt liegen.
In Brandenburg war die Differenz der Durchfallquoten zwischen den Prüfungsformen 2022 am kleinsten: Mit nur 0,56 % Abweichung bestanden fast genauso viele Prüflinge die theoretische wie die praktische Fahrprüfung.
In diesen drei Bundesländern fallen mehr Fahrschüler durch die Praxisprüfung
Hamburg, Bremen und das Saarland sind die einzigen Bundesländer, in denen die Durchfallquote bei der praktischen Fahrprüfung höher war als bei der Theorieprüfung.
Mit einer Differenz von 16,65 % gibt es in Hamburg gleichzeitig den bundesweit größten Abstand zwischen den Erfolgsquoten der beiden Prüfungsformen.
Als Stadtstaaten haben Berlin, Hamburg und Bremen ein tendenziell dichteres und komplizierteres Verkehrsaufkommen als andere Regionen. Auch im Saarland herrscht eine besonders hohe Verkehrsdichte. Der Stadtverkehr und das Steuern über komplexe Kreuzungen kann für Fahranfänger besonders anspruchsvoll sein. Das kann ein Grund dafür sein, wieso in diesen drei Bundesländern die Praxisprüfung der schwierigere Teil auf dem Weg zum Führerschein zu sein scheint.
Ein weiterer Grund kann die Häufigkeit von Sprachbarrieren sein. Besonders die beiden Bundesländer Bremen und Hamburg haben einen der höchsten Anteile an zugewanderten Menschen in Deutschland. Während die theoretische Prüfung in Deutschland in 12 Fremdsprachen abgelegt werden kann, geben Experten an, dass sich die praktische Fahrprüfung für Nicht-Muttersprachler besonders schwierig sein kann.
Wer einen ausländischen Führerschein in Deutschland umschreiben lassen will, muss ebenfalls eine theoretische und eine praktische Prüfung ablegen, braucht aber keine Fahrstunden zu nehmen. Auch das spiegelt sich unter Umständen in den Durchschnittswerten der Durchfallquoten wider.
Unsere Methodik:
Allianz Direct hat für diese Recherche die aktuellen Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes gesammelt und pro Bundesland, sowie im bundesweiten Vergleich analysiert. Die Daten des KFB beziehen sich ausschließlich auf Prüfungen der Führerscheinklasse B. Die Daten wurden abgeglichen mit denen von TÜV und Dekra (jeweils alle Führerscheinklassen umfassend) und ergänzt um weitere Daten, um Hypothesen für Korrelationen aufstellen zu können.