Was musst du tun, wenn dein Auto ins Schleudern gerät? Wir beantworten dir alle wichtigen Fragen. Thomas Keil, Trainer und Ausbildungskoordinator der südbayerischen Fahrsicherheitszentren des ADAC, gibt hilfreiche Expertentipps.
- Warum schleudert das Auto?
- Wie verhalte ich mich bei Schleudern richtig?
- Wie kann ich Schleudern vorbeugen?
Warum schleudert das Auto?
Eine andere Bezeichnung für das Schleudern ist das „Ausbrechen des Fahrzeugs“ aus der Fahrbahn. Wir erklären dir, wie es dazu kommt.
Was bedeutet Schleudern?
„Aus Sicht des Autofahrers schleudert ein Fahrzeug, wenn es nicht mehr wunschgemäß fährt, sondern unkontrolliert auf der Fahrbahn rutscht“, erklärt ADAC-Experte Thomas Keil. Die Reifen verlieren den Halt auf der Fahrbahn. Das Problem: rutschen die Reifen, kann der Autofahrer das Fahrzeug nicht mehr richtig lenken. Es gibt zwei Formen des Schleuderns.
Untersteuern
Haben die Vorderreifen keinen Halt mehr auf der Fahrbahn, spricht man vom „Untersteuern“ oder „Schieben“ des Autos. Die „Nase“ des Autos kann nicht mehr kontrolliert werden. Bist du in einer Kurve, rutschen die Vorderreifen stärker nach außen.
Das Gute ist: Durch das „Schieben“ wird das Auto automatisch abgebremst und stabilisiert sich normalerweise von selbst. Alle neuen Fahrzeuge sind eher zum Untersteuern ausgelegt.
Übersteuern
Gefährlicher ist das „Übersteuern“. Die Hinterreifen verlieren den Halt und das Heck rutscht aus der Fahrbahnlinie. Die Situation fürchten die meisten Autofahrer unter dem Begriff „Schleudern“.
„Im schlimmsten Fall gerät das Auto in eine unkontrollierte Dreh- oder Kreiselbewegung“, sagt Thomas Keil. „Für den normalen Autofahrer ist die Situation sehr schwer zu meistern.“ Dreht sich das Auto um seine eigene Achse, stellt es für alle Straßenteilnehmer eine große Gefahr dar.
Wann schleudert das Auto?
Schleudern hat nicht immer eine bestimmte Ursache. Es gilt: Die Schleudergefahr steigt mit höherer Geschwindigkeit oder wenn das Auto hektisch gelenkt wird.
Auch das Wetter spielt eine Rolle: Je rutschiger oder glatter die Fahrbahn ist, desto schneller verlieren die Reifen den Halt. Das Auto kommt ins Schleudern. Andere Risikofaktoren sind Nebel, Sturm und Regen, weil sie die Sicht beim Autofahren verschlechtern. Wird ein Hindernis erst spät erkannt, kann es sein, dass du schnell und hektisch lenken musst. Das Schleuderrisiko steigt.
Die beste Taktik: Lasse es gar nicht zum Schleudern kommen. Passiert das doch, solltest du richtig reagieren.
Wie verhalte ich mich bei Schleudern richtig?
Spürst du, dass dein Fahrzeug ausbricht, musst du schnell reagieren. Rutschen deine Hinterreifen und beginnt dein Auto sich zu drehen, ist die Unfallgefahr hoch. ADAC-Experte Thomas Keil empfiehlt:
- Bleibe auf der Fahrbahn. Das sollte dein oberstes Ziel sein. Kommt dein Auto von der Fahrbahn ab, steigt die Unfall- und Lebensgefahr.
- Fahre langsamer. Gehe sofort vom Gaspedal. Versuche dann vorsichtig langsamer zu werden. Auf gerader Strecke drückst du langsam und leicht die Bremse. Vor allem in Kurven solltest du nicht zu stark und schnell Abbremsen. Das kann das Fahrzeug zu sehr belasten. Lasse das Auto in Kurven lieber ausrollen.
- Nimm den Gang heraus. Trete auf die Kupplung und nimm den Gang heraus. Das neutralisiert die Reifen. Es wirkt den Fliehkräften entgegen, die das Auto aus der Spur ausbrechen lassen. Bei einer Automatikschaltung stelle den Hebel auf die Position N.
- Nur für Profis: Lenke gegen. Das Auto kann im ersten Moment durch kontrolliertes und schnelles Gegenlenken wieder eingefangen werden. Das funktioniert so: Nimm das Lenkrad fest in die Hand und lenke schnell, aber kontrolliert und nur leicht in die andere Richtung. Bricht dein Auto beispielsweise nach rechts aus, musst du nach rechts lenken, um das Heck wieder einzufangen. Bricht es nach links aus, lenke nach links. Gegenlenken ist ohne Übung sehr schwer! Du solltest das in einem Fahrsicherheitstraining üben.
- Im Notfall: Mach eine Vollbremsung! Bekommst du das Fahrzeug nicht unter Kontrolle und steuern auf ein Hindernis zu, hilft nur noch eine Vollbremsung. Dabei ist wichtig: Nimm das Lenkrad fest in die Hand und trete mit voller Kraft auf die Bremse. Bleibe auf der Bremse bis das Auto zum Stehen kommt.
Wie kann ich Schleudern vorbeugen?
„Die Wahrscheinlichkeit zu schleudern ist besonders groß, wenn ein Autofahrer bei Nässe, Schnee oder Glatteis zu schnell fährt oder hektisch lenkt“, erklärt Thomas Keil. Beachtest du grundlegende Verhaltensregeln, sinkt das Risiko ins Schleudern zu geraten:
- Fahre vorausschauend und langsam: Bei schlechtem Wetter wie Schnee, Glätte oder Regen sind auch die Straßenbedingungen schlechter. Fahre vorsichtiger und langsamer als üblich. Halte einen größeren Sicherheitsabstand zu deinem Vordermann.
- Fahre ruhig: Hektische und schnelle Lenkbewegungen erhöhen das Risiko zu schleudern. Sind die Straßenbedingungen schlecht, können die Reifen bei schnellem Anfahren und Bremsen durchdrehen. Lenke besser langsam und mit ruhigen Drehbewegungen. Beschleunige und Bremse sanft.
- Informiere dich im Radio: Der Wetterdienst im Radio informiert auch über schlechte Straßenverhältnisse. Du kannst dich besser auf Gefahren vorbereiten.
- Plane deine Fahrt: Sind die Straßen rutschig oder glatt, solltest du für die Fahrt mehr Zeit einplanen. Du solltest nur wirklich notwendige Fahrten antreten.
Was muss ich bei schlechten Straßenbedingungen beachten?
Sind die Straßen nass, glatt oder verschneit, besteht die höchste Schleudergefahr. Auch schlechte Sicht kann Autofahrer behindern. Wir erklären, was du wann tun solltest.
Tipps bei Regen oder Hagel
Heftige Regen- und Hagelschauer können das ganze Jahr über auftreten. Es kann sein, dass du als Autofahrer dann kaum noch etwas siehst und eine Kurve oder ein Hindernis zu spät erkennen. „Je schneller du als Autofahrer reagieren müssen, desto eher lenkest du hektisch oder schnell“, weiß Thomas Keil. „Je hektischer und schneller du am Lenkrad reißt, desto höher ist das Risiko, mit dem Auto ins Schleudern zu geraten.“ Es gilt: Fahre vorausschauend, mit größerem Sicherheitsabstand und mit niedrigerer Geschwindigkeit als üblich.
Tipps bei Aquaplaning
Plötzliche, starke Regenfälle können in wenigen Minuten die Fahrbahn überfluten. Wenn die Reifen auf dem Wasser „schwimmen“, spricht man von Aquaplaning. Dein Auto rutscht auf der Pfütze und verliert den Kontakt zur Straße. Du kannst dein Fahrzeug nicht mehr kontrollieren. Die Gefahr, aus der Fahrbahn zu rutschen und von der Straße zu schleudern, ist hoch.
Fahre bei Regen rechtzeitig langsamer und umfahre erkennbare Pfützen und Wasserlachen. Es hilft oft, in den Reifenspuren des Fahrzeugs vor dir zu fahren. Das Auto hat das Wasser meist schon von der Fahrbahn verdrängt.
Tipps bei Nebel
Vor allem im Herbst und Winter verschlechtert dichter Nebel oft die Sicht. Auch dann kann es sein, dass du Hindernisse zu spät erkennst. Du solltest bei Nebel besonders vorsichtig fahren und das Folgende beachten:
- Schalte dein Fahrtlicht und deine Nebelscheinwerfer ein.
- Fahre vorausschauend und langsamer als sonst.
- Öffne deine Fensterscheiben: Dann kannst du manche Gefahren hören, die du durch den Nebel kaum siehst.
Tipps bei Sturm
„Ähnlich ist es bei Sturm“, erklärt Thomas Keil. „Es kann bei einem starken Windstoß passieren, dass du das Lenkrad schnell und hektisch drehst“.
Hier gilt besonders: Halte das Lenkrad mit beiden Händen gut fest.
Tipps bei Glätte
Glätte auf der Fahrbahn und Blitzeis sind eine große Schleudergefahr. Prüfe schon vor der Fahrt, ob die Straße glatt ist. Fahre sehr vorsichtig, langsam und vorausschauend, besonders auf Brücken oder in Waldstücken ist die Rutschgefahr hoch. Wenn möglich, solltest du diese Gebiete vermeiden.
Tipps bei Schnee
Liegt viel Schnee, ist die Rutschgefahr hoch. Die Reifen haben auf der Schneeschicht einen schlechteren Halt. Schon beim Anfahren können die Reifen durchdrehen. Fahre immer langsam und in einem möglichst hohen Gang an. Vor allem in Kurven und beim Spurenwechseln kann das Auto durch ruckartige Lenkbewegungen ausbrechen. Lenke besonders gefühlvoll und vorsichtig. Bremse und beschleunige nur langsam.
Beachte auch: Bei winterlichen Straßenbedingungen brauchst du für jede Strecke mehr Zeit und es gibt es oft Stau. Überlege vor jeder Fahrt, ob du die Strecke wirklich mit dem Auto fahren musst. Bei Glätte und Schnee gilt die Winterreifenpflicht.
Welche Sicherheitssysteme helfen?
Sicherheitssysteme gibt es heutzutage in den meisten Autos. Wer weiß, wie sie funktionieren und was deine Warn- und Kontrollleuchten bedeuten, ist auf ein Schleudern besser vorbereitet.
Das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP)
Das ESP bremst beim Ausbrechen des Fahrzeugs einzelne Räder gezielt ab. Das wirkt dem Schleudern entgegen. Blinkt die ESP-Leuchte, bist du kurz vor dem Schleudern. Lenke vorsichtig weiter in die Richtung, in die du fahren willst. Das ESP sollte das Fahrzeug automatisch stabilisieren.
Das Antiblockiersystem (ABS)
Das ABS sorgt bei starkem Bremsen dafür, dass die Räder nicht blockieren. So kann beim Bremsen weiter gut gelenkt werden und das Fahrzeug bleibt mit größerer Wahrscheinlichkeit in der Spur. Leuchtet deine ABS-Kontrollanzeige auf und/oder dein Bremspedal fängt an zu pulsieren, heißt das, dass die Straße glatt ist. Fahre sofort langsamer und vorsichtiger.
Auf der sicheren Seite
Nun weißt du, warum es zum Schleudern des Autos kommt und wie du im Ernstfall am besten reagierst. Als Grundsatz gilt immer: Statte dein Auto mit den passenden Reifen aus, fahre vorausschauend und achte auf die anderen Verkehrsteilnehmer.
Unterschätze schlechte Straßenverhältnisse durch Nässe, Schnee und Glätte nicht. Auch bei Regenschauern, Nebel und Sturm ist höchste Vorsicht geboten. Mit einem angepassten, langsamen Tempo kannst du dem Schleudern des Autos am einfachsten vorbeugen.
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Wir wünschen dir allzeit gute Fahrt! Deine Allianz Direct