Experteninterview: Jürgen Klug

Mobilität für Menschen mit Behinderung ist ein wichtiges Thema.

Wir haben spannende Interviews rund ums Thema mit interessanten Experten durchgeführt. In diesem Interview haben wir mit Jürgen Klug gesprochen – einem Blogger und Reiseberater für Menschen mit Behinderung.

Frau mit Notebook

Jürgen Klug ist Reiseberater bei Deutschlands größtem Anbieter von Reisen für Menschen mit Behinderung. In seinem Blog schreibt er über seine Reisen im Rollstuhl und weitere Themen des Alltags. Für unseren Ratgeber zum Thema „Mobilität für Menschen mit Behinderung“ hat er ein paar unserer Fragen beantwortet.

Als Experte für barrierefreies Reisen bist du viel unterwegs. Sicherlich hast du viel erlebt – gutes wie auch schlechtes. Hast du ein spezielles Urlaubsziel in besonders positiver Erinnerung? Wenn ja, warum?
Ja, das habe ich in der Tat. Spanien hat es mir sehr angetan. Spanien hat in den letzten Jahren sehr viel für die Barrierefreiheit getan. Es gibt viele Restaurants und Bars, die über Toiletten für Menschen mit Behinderung verfügen. Auch im Freizeitbereich haben die Spanier sehr viel getan, ich persönlich habe in Katalonien eine Heißluftballonfahrt mitgemacht über die Pyrenäen, ein unglaubliches Erlebnis. Außerdem war ich auf dem Teide auf Teneriffa, habe einen Tauchlehrgang mitgemacht, eine Motorschlittenfahrt in den Alpen, eine Tandemskifahrt in La Molina und vieles mehr. Ein tolles Land, mit tollen Menschen und vielem Sehenswertem. 

Gibt es Orte auf der Welt, welche dich persönlich sehr interessieren würden? Falls ja, welche sind das?
Auch das! Da gibt es Einige. Indien würde mich sehr reizen, denn ich denke dort kann man noch sehr viel für die Stellung von Menschen mit Behinderung tun. Überhaupt sollten wir sicher mehr in die armen Länder reisen, um auch dort den Tourismus anzukurbeln. Außerdem glaube ich, dass wir wieder lernen müssen, dass es Länder auf der Welt gibt, die viel größere Probleme haben als wir. China, Japan würde mich auch sehr reizen, um die Mentalität der Menschen dort besser kennen zu lernen.

Jürgen Klug
Jürgen Klug ist Reiseberater für Menschen mit Behinderung. © Jürgen Klug

Worin siehst du noch die größten Barrieren und Herausforderungen auf dem Weg zu einer vollkommenen Mobilität für alle?
Da sehe ich zwei. Erstens, es gibt nicht den Menschen mit Behinderung! Deshalb gibt es jede Menge unterschiedlicher Bedürfnisse: ein Nichtsehender braucht andere Dinge, als ein Nichthörender. Manche Menschen mit einer körperlichen Einschränkung benötigen eine höhere Toilette, anderen wiederum ist sie zu hoch. Menschen mit Minderwuchs benötigen wieder ganz andere Dinge. Diese sehr unterschiedlichen Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen, ist nicht so einfach. Zweitens, die Gesellschaft muss mitspielen. Eine Rampe z.B. kann auch von einem Fußgänger betreten werden, ein barrierefreies Bad kann von Menschen ohne Behinderung benutzt werden und dennoch gibt es Menschen ohne Behinderung, die nötige Umbauten nicht wollen. Ein Beispiel aus der Praxis. Hier in Soest haben wir eine Wallanlage. Damit diese auch für Menschen im Rollstuhl oder mit Rollatoren nutzbar ist, wurden die sehr steilen und zum Teil mit Stufen ausgestatteten Zugänge abgeflacht. Dies war nur durch das Fällen von alten zum Teil kranken Bäumen möglich. Neue Bäume sollen an anderen Stellen gepflanzt werden. Bevor die jetzt barrierefreien Zugänge geschaffen wurden, gab es mehrere Initiativen, die sich gegen die Zugänge aussprachen, Unterschriften wurden gesammelt um Bäume zu schützen. Auch wird es häufig schwierig, nötige Umbauten umzusetzen, wenn Gebäude unter Denkmalschutz stehen. Andererseits hege ich große Hoffnung in den neuen Technologien, arbeiten von zu Hause aus wird einfacher. Selbstfahrende Autos werden nicht mehr so viele und kostspielige Umbauten erfordern usw.

Was bedeutet Mobilität für dich?
In erster Linie Freiheit! Es bedeutet, ich kann selbst und unabhängig von Anderen entscheiden, wo und wann ich wo hin gehe bzw. fahre. Mobilität ist auch Selbstbestimmung! Mein Auto bedeutet mir z.B. viel mehr als manch anderen. Als ich vor 35 Jahren den Führerschein gemacht habe, bedeutete das für mich einen enormen Zuwachs an Mobilität und Freiheit. An Zugfahren war für mich als Rollstuhlfahrer überhaupt nicht zu denken, da weder Bahnhöfe noch Züge Barrierefrei waren. Mein Radius hat sich schlagartig vergrößert.

Wir bedanken uns für die Beantwortung der Fragen und wünschen Jürgen und seiner Familie alles Gute und viele weitere tolle Reisen voller neuer Eindrücke!

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