Überspannungsschäden
Überspannungsschäden sind eine häufige Folge von Blitzeinschlägen. Das betrifft vor allem empfindliche und teure Elektrogeräte. Wir zeigen dir, was in einem solchen Fall passiert und welche Schutzmaßnahmen du ergreifen kannst.
Was sind Überspannungsschäden durch Blitz?
Schlägt ein Blitz in ein Stromnetz ein, kann es zu Überspannungsschäden an Elektrogeräten kommen. Das bedeutet, durch den Blitzeinschlag fließt der Strom kurzzeitig mit zu hoher Spannung aus der Steckdose. Angeschlossene elektronische Geräte können so einen Schaden nehmen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie aus- oder eingeschalten sind.
Je nachdem, wie intensiv und wie weit entfernt der Blitz eingeschlagen hat, ist der Schaden unterschiedlich hoch. Auf dem Land gibt es öfter Überspannungsschäden durch Blitze als in der Stadt. Das liegt daran, dass in ländlichen Gebieten die Stromnetze weniger verzweigt sind. Die Energie des Blitzes verteilt sich schlechter und entlädt sich mit einer größeren Wucht.
Bei einem Gewitter kommt es oft zu Stromausfällen. Der Produkt- und Applikationsspezialist Thomas Seitz von der Blitzschutzfirma DEHN erklärt: „Schlägt ein Blitz direkt in ein Gebäude oder eine elektrische Versorgungsleitung ein, kann der hohe Blitzstrom die elektrischen Systeme wie Generatoren, Kabel oder das Endgerät schädigen oder zerstören.“
„Bei jedem Blitz entstehen hohe magnetische und elektrische Felder. Diese erzeugen gefährliche Überspannungen im elektrischen System. Auch das kann die Elektronik schädigen oder zerstören. Ist ein Gebäude nicht gegen diese Folgen geschützt, kann es zu Stromausfällen kommen“, so der Experte.
Wie erkennt man Überspannungsschäden?
Der Strom fließt nach einem Stromausfall wieder. Du merkst aber, dass dein Fernseher nicht mehr funktioniert. Dann ist wahrscheinlich ein Überspannungsschaden schuld.
Willst du den Überspannungsschaden bei der Versicherung melden, musst du ihn nachweisen können. Das ist gar nicht so einfach, erklärt Thomas Seitz: „Schäden durch Blitze oder Überspannung können nur von Blitzschussexperten oder speziellen Sachverständigen erkannt und nachgewiesen werden. Diese haben extra Messgeräte. Der Schaden am Gerät hängt von der Bauart und der Blitzenergie ab.“
Es gilt: Entsorgen du das defekte Gerät nicht, halte den Schaden so gering wie möglich und informiere zeitnah deinen Versicherer. Vermerke den genauen Zeitpunkt und Ort des Gewitters. Dafür kannst du zum Beispiel später einen dazugehörigen Zeitungsartikel aufbewahren und den Nachbarn als Zeugen nennen. Außerdem ist es vor allem für deine Versicherung wichtig, dass du den entstandenen Schaden mit Fotos belegen kannst.
Auch Blitzinformationsdienste sind hilfreich. Sie geben genau Auskunft, wo bei einem Gewitter Blitze niedergegangen sind. Den Service bieten zum Beispiel das Blitzbewertungs- und Informationssystem BLIBIS oder die Firma Siemens mit ihrem Blitz Informationsdienst "BLIDS".
Wie kann ich mich gegen Blitzschäden schützen?
Bei einem Blitzschutzsystem wird zwischen äußerem und innerem Blitzschutz unterschieden. Schlägt der Blitz direkt ins Gebäude ein, leitet der äußere Blitzschutz die Energie ins Erdreich. Der innere Blitzschutz verhindert, dass eine Überspannung im Stromnetz die Elektronik beschädigt.
Äußerer Blitzschutz
Ein äußerer Blitzschutz ist im Prinzip ein Blitzableiter. Er ist im Gegensatz zum inneren Blitzschutz für den Schutz des Hauses verantwortlich.
Der äußere Blitzschutz fängt den Blitz ein, bevor er das Dach trifft. Fangstangen schützen vorstehende Elemente wie Satellitenschüsseln oder Schornsteine. Alle Aufbauten aus Metall wie Schneefanggitter, Entlüftungsrohre oder Dachgauben müssen mit der Blitzschutzanlage verbunden werden.
Schlägt ein Blitz ein, wird der Blitzstrom von der Fangeinrichtung über die Ableitungen nach unten geleitet. Dort ist die Erdungsanlage, sie leitet den Blitz sicher in die Erde ab.
Ohne äußeren Blitzschutz entstehen große Schäden. Die Elektronik ist der riesigen Stromstärke nicht gewachsen und explodiert oder verbrennt. Oft entsteht auch so ein Feuer und ganze Dachstühle brennen aus.
Grundsätzlich gilt: Eine Wohngebäudeversicherung schützt dein Haus oder deine Wohnung vor Feuer-, Sturm-, Hagel- und Leitungswasserschäden. Auch ein Blitzschlag ist hier in der Regel mitversichert. Die Hausratversicherung dagegen übernimmt die Kosten bei Schäden an deiner Einrichtung. In einigen Tarifen sind auch Überspannungsschäden, also die Schäden an elektronischen Geräten, enthalten.
Innerer Blitzschutz
Um nicht nur dein Haus sinnvoll schützen zu können, sondern auch eine Überspannung im Stromnetz zu verhindern, reicht ein Blitzableiter alleine aber nicht aus. Dafür muss ein mehrstufiger Überspannungsschutz (sogenannter innerer Blitzschutz) im Haus verbaut werden, rät das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).
Der innere Blitzschutz besteht aus drei verschiedenen, hintereinander geschalteten Anpassungsstufen. Fachleute wie Thomas Seitz unterscheiden nach DIN-Norm EN 61642-11 SPD (Surge Protective Devices) dabei zwischen Grobschutz, Mittelschutz und Feinschutz.
Das solltest du wissen: Die Installation von allen Anpassungsstufen bei deinem zu Hause übernehmen grundsätzlich professionelle Blitzschutzfirmen mit ihren geschulten Fachleuten.
1. Grobschutz
„Dort, wo der Strom in das Gebäude eintritt, ist das elektrische System sehr robust gegen Blitz- und Überspannungen. Hier gibt es stärkere Leitungen, große Sicherungen oder Hauptverteiler. Es müssen große Energien abgeleitet werden. Dort kommt der Grobschutz (Typ 1) zum Einsatz“, erklärt der Experte.
Der Grobschutz leitet normalerweise den gesamten Energieinhalt des Blitzes ab und verringert die verbleibende Restspannung auf Werte kleiner als 1300 bis 6000 Volt. Das Problem: Trotz der niedrigeren Restspannung ist hier immer noch eine Überspannung für deine elektronischen Geräte möglich.
2. Mittelschutz
„Ein Schritt weiter im elektronischen System wird der Mittelschutz (Typ 2) eingesetzt. Das ist meist in den elektrischen Unterverteilern (zum Beispiel im Sicherungskasten in deiner Wohnung). Die Leistungen sind etwas kleiner. Es gibt kleinere Sicherungen, Steuerungen und Netzteile.“
Das solltest du wissen: Die zweite Anpassungsstufe ist notwendig, weil die Überspannungen durch den Mittelschutz auf ein niedrigeres Niveau gesenkt werden. Grundsätzlich dürfen die abzufangenden Überspannungen 4000 Volt nicht überschreiten.
3. Feinschutz
„Der Feinschutz (Typ 3) ist die Anpassungsstufe direkt vor dem Endgerät, zum Beispiel vor der Waschmaschine, dem PC oder dem Flachbildfernseher. Die Elektronik ist hier am empfindlichsten“, so der Blitzschutz-Experte.
Was kostet ein Blitzschutzsystem?
Die Kosten teilen sich laut Thomas Seitz auf: „Der äußere Blitzschutz kostet etwa 1.000 bis 2.000 Euro, ohne Komponenten für die Erdungsanlage.“
„Der Ableiter für den inneren Überspannungsschutz kostet 300 bis 400 Euro bei Typ 1, 150 bis 200 Euro bei Typ 2 und 30 bis 70 Euro bei Typ 3. Die Preise hängen von der Art und dem Aufbau des elektrischen Systems ab und der Anzahl und Art der zu schützenden Endgeräte“, so der Experte.
Blitzschutz im Büro und zu Hause
Wir beantworten dir hier die wichtigsten Fragen, wie Fernseher, PC und Co. im Büro und zu Hause am besten geschützt sind und was du zu einem sinnvollen Schutz beitragen können.
Soll ich bei Gewitter den Fernseher ausschalten?
Schaltest du nur den Fernseher aus, hilft das nicht viel. Um Überspannungsschäden zu vermeiden, musst du den Stecker ziehen. Das gilt auch für andere Elektrogeräte, genauso wie für Antennen- und Telefonanschlüsse.
Auch bei einem Stromausfall solltest du die Geräte ausstecken. Denn die Stromleistung kann nach dem Stromausfall schwanken und so Schäden verursachen.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) empfiehlt deshalb, Elektrogeräte nicht direkt an eine Steckdose anzuschließen. Du solltest in dem Fall am besten einen Zwischenstecker mit Erdung anbringen.
Wie sind Büros mit mehreren PCs geschützt?
In Bürogebäuden ist der Blitzschutz besonders wichtig. Es gibt viele PCs, Server, Netzwerke und Telefonanlagen, die kaputtgehen können. Ohne Blitzschutz können hohe Kosten entstehen und wichtige Daten verloren gehen.
Thomas Seitz erklärt: „Der Blitzschutz funktioniert bei Wohn-, Büro- und Industriegebäuden immer gleich. Nur Art und Umfang der Blitzschutzanlage sind unterschiedlich. Größere Gebäude brauchen ein umfangreicheres System.“
Blitzschäden vorbeugen
Blitzschaden, was nun? Im folgenden Teil erfährst du welche Versicherung bei einem Blitz- oder einem Überspannungsschaden zahlt und wann ein Blitzschutzsystem gesetzlich vorgeschrieben ist.
Welche Versicherung zahlt bei einem Blitz- und Überspannungsschaden?
Ein Blitzschutzsystem für Einfamilienhäuser ist grundsätzlich nicht vorgeschrieben. Wohnhäuser, die höher als 20 Meter sind, müssen aber immer mit einem solchen System ausgestattet sein.
Ist dir ein Schaden entstanden, macht es für viele Versicherer oft einen Unterschied, ob ein Blitzschutz vorhanden war oder nicht. Einige Hausratversicherungen zahlen Blitzschäden im Gebäude nur, wenn eine Blitzschutzanlage installiert wurde.
Gegen Blitz- und Überspannungsschäden kannst du dich mit zwei Versicherungen schützen:
- Die Wohngebäudeversicherung zahlt für die Schäden, die ein Blitz am Gebäude (Dach, Mauerwerk) selbst anrichtet.
- Die Hausratversicherung zahlt für die Schäden, die im Gebäude (Einrichtung, Waschmaschine, Telefonanlage) angerichtet werden.
Normalerweise bist du mit deiner Hausratversicherung gegen Blitzschäden abgesichert. Damit sind aber nur die Schäden, die einen Brand verursachen und so den Hausrat zerstören, gemeint. Überspannungsschäden durch einen Blitz sind deshalb oft nicht abgedeckt.
Überspannungen sind allerdings die häufigste Ursache und bergen so großes Gefahrenpotenzial für Schäden am Hausrat. Ein ergänzender Zusatzschutz kann sich in dem Fall also lohnen.
Wann ist ein Blitzschutzsystem gesetzlich vorgeschrieben?
Beim Errichten von Wohn- und Zweckgebäuden ist ein Überspannungsschutz seit Oktober 2016 verpflichtend.
Ein ganzes Blitzschutzsystem (äußerer und innerer Blitzschutz) muss installiert werden, wenn
- die Bauordnung des jeweiligen Bundeslandes es vorsieht.
- es in der Baugenehmigung vorgeschrieben wird.
- es von der Gebäudeversicherung gefordert wird.
- es vom Kunden gewünscht wird.
Die Bauordnung variiert zwar von Bundesland zu Bundesland. Das Errichten eines Blitzschutzsystems ist aber fast immer für folgende Gebäude zwingend:
- Gebäude, die viel höher sind als ihre Umgebung wie zum Beispiel Hochhäuser.
- Gebäude aus leicht entflammbarem Material (Holzdächer).
- Gebäude, in denen Materialien gelagert werden, die leicht explodieren.
- Häuser, die wichtige Personen oder Kulturgüter beherbergen.
Thomas Seitz erklärt: „Die Musterbauordnung, an denen sich die einzelnen Bundesländer orientieren, und alle Landesbauordnungen finden Sie im Internet: zum Beispiel auf www.bauordnungen.de.“
Weiter Informationen findest du auf der Website des VDE Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik.
Eine sinnvolle Absicherung
Ein Blitzschlag kann erhebliche Schäden an deinem Hausrat anrichten. In unserem Überblick hast du nun erfahren, wie du dein Haus vor einem Blitzschaden optimal schützt und Überspannungsschäden an deinen Elektrogeräten vermeiden kannst.
Informiere dich außerdem darüber, wie du dich bei einem Gewitter richtig verhältst und was bei einem Wohnungsbrand zu tun ist.